Massó

Massó: Ein katalanischer Familienname, der Teil der Wirtschaftsgeschichte Galiciens ist. Im 19. Jahrhundert kamen katalanische und baskische Familien in den Nordwesten Spaniens und bauten die fischverarbeitende Industrie auf. Am Ortsrand von Cangas, 10 Minuten im Auto von der Casa das Señoritas, hat sich ein Wirtschaftsareal erhalten, das einst die größte Fischkonservenmanufaktur Europas darstellte und über 2000 Menschen Arbeit gab, bis Mitte der 90er Jahre das Ende kam.

Die Ruine zeugt von der einstigen Bedeutung des Unternehmens – und vom ästhetischen Anspruch ihrer Besitzer.

Zu Beginn des 21. Jahrhundert, mitten im Immobilien-Boom, der Spanien in einen irrwitzigen Entwicklungswahn trieb, existierten Pläne, das 150.000 qm große Gelände unter Federführung des britischen Architekten Norman Foster zu urbanisieren, in der damals typischen, gewinnverheißenden Mischung aus Einkaufszentrum, Jachthafen und Luxuswohnungen.

Der massive, teils auch physische Widerstand der Bevölkerung von Cangas gegen das Projekt verzögerten die Realisierung über Jahre, bis die Spekulationsblase in Spanien und der Welt platzte und Spanien in eine wirtschaftliche und soziale Krise stürzte, von der sich das Land bis heute nicht erholt hat.

Seitdem dämmert Massó im Dornröschen-Schlaf. Die Ruine ist gesichert und seit einigen Jahren wurde ein Weg angelegt, der Spaziergänger die Möglichkeit gibt, vom Ortszentrum von Cangas aus das Werksgelände zu erkunden und dann weiter die Küste entlang zu laufen.

Ein herrlicher Ort mit morbid-maritimem Charme.

Monte Facho

Galicien ist wunderschön. Und doch gibt es auch hier Orte, die herausragen. Der Monte Facho im extremen Westen der Halbinsel Morrazo gehört für mich unbedingt dazu. Sie erreichen ihn von der Casa das Señoritas in einer knappen halben Stunde mit dem Auto.

Facho ist ein altes galicisches Wort, das mit dem deutschen Fackel verwandt ist. Der Monte Facho, der Berg des Leuchtfeuers, wacht über den Meereskanal zwischen Cabo Home und den Cíes-Inseln, der Zugang zur Bucht von Vigo gewährt.

Wir lassen das Auto am Aussichtspunkt der Caracola, der inspirierenden Edelstahlskulptur des lokalen Künstlers Lito Portela stehen…

A Caracola (Lito Portela)

… laufen bergan und nehmen nach wenigen hundert Metern links einen kleinen Pfad, der vor Jahrhunderten mit Steinen gepflastert wurde. An einer Steineiche verlassen wir den Weg und beginnen linkerhand den leichten Aufstieg auf den Berg

Oben erwartet uns ein Felsplateau mit einem spektakulären 360 Grad Blick auf das offene Meer, die vorgelagerten Inseln Cíes und Ons sowie die Bucht von Vigo.

Der Berg ist ein Naturjuwel, aber auch kulturhistorisch außergewöhnlich. Das kleine granitene Rundhaus auf der Spitze mit seiner charakteristischen Kuppel stammt aus dem 17. Jahrhundert und war ein Aussichtspunkt, von dem aus herannahende Gefahren für die Bewohner der Bucht von Vigo erspäht und an andere Beobachtungsorte weiter im Landesinneren gemeldet wurden.

Vor einigen Jahren begannen archäologische Ausgrabungen auf dem Monte Facho und legten die Reste eines Castros , einer bronzezeitlichen Siedlung, sowie eines Sonnenheiligtums frei. Dieses war wohl seit dem 5. Jahrhundert vor Christi Ziel von Pilgerfahrten und bis in die Römerzeit hinein von Bedeutung, wie die vielen gefundenen Votivaltäre zeigen.

Der Monte Facho ist ein magischer Ort zu jeder Tageszeit. Bei einbrechender Dunkelheit sieht man von oben die Lichter von sieben Leuchttürmen, auf dem Festland und den Inseln vor der Küste. Und nach dem Abstieg lädt Lito Portelas Skulptur zu Fotospielereien mit den eigenen Töchtern in der untergehenden Sonne ein.

Strände auf Morrazo

Die Halbinsel Morrazo ist gesegnet mit Dutzenden von Stränden. Nach Süden fällt der Blick auf die urbane Ría de Vigo. Richtung Ende der Halbinsel findet man wildere Strände, die mehr vom Charakter des offenen Atlantiks geprägt sind. Im Nordwesten die kleine, geschützte Ría de Aldán mit großen, besonders kindergeeigneten Stränden und kleinen Traumbuchten, im Norden die Strände an der breiten Ría de Pontevedra.

Die Fotos geben einen kleinen Eindruck von der paradiesischen Vielfalt.