Polbo á Feira

Feira ist das galicische Wort für das spanische Feria und bezeichnet eine Form des Marktes. Während mercado oder einfach praza (zu deutsch: Platz) sich auf den meist täglich stattfindenden Markt mit Frischprodukten bezieht, ist die Feira ein größeres Ereignis. Sie kann wöchentlich, oder auch in größeren Abständen stattfinden und ist eine Veranstaltung, die den lokalen Charakter übersteigt. Im Deutschen hat der Wochenmarkt oder Jahrmarkt eine ähnliche Bedeutung.

Die Bilder entstanden in Celanova, tief in der Provinz Ourense, wo die Feira noch viel von ihrem mittelalterlichen Charakter behalten hat.

Traditionelles Essen ist der polbo á feira, Krake nach Feria-Art. Das Essen ist so verbreitet, dass es im Spanischen ganz allgemein als Pulpo a la Gallega bezeichnet wird.

Die Tintenfische werden in großen Metalltonnen gekocht, anschließend mit großen Scheren in mundgerechte Stücke geschnitten und mit Olivenöl und geräuchertem Paprikapulver garniert und auf Holzplatten serviert.

Historisch erklärt sich die Verbindung von Tintenfisch und Jahrmarkt so, dass die Kraken sich in Vor-Kühlschrank-Zeiten im getrockneten Zustand besonders gut lagern und ins Landesinnere zu den Marktflecken transportieren ließen, wo sie dann gewässert und zubereitet wurden.

Die eingeschränkten Konservierungsmöglichkeiten ließen eine regionale Spezialität entstehen: Heute gilt die weit vom Meer entfernte Provinz Ourense als die Region mit den besten Tintenfisch-Köchinnen. Die orensanischen Polbeiras bereichern in ganz Galicien die Märkte mit ihrem kulinarischen Angebot.

Moaña

Moaña ist eine Kleinstadt auf der Halbinsel Morrazo, direkt gegenüber der größten galicischen Stadt Vigo. Die historischen Anfänge des Ortes liegen auf einem Hügel rund um die Kirche San Martiño, in unmittelbarer Nähe der Casa das Señoritas.

Heute liegt das urbane Zentrum am Wasser. In den sechziger und siebziger Jahren entstand dort, wie in vielen galicischen Kleinstädten, ein ästhetisch anspruchsloses Sammelsurium funktionaler Bauten.

Seit Beginn des 21. Jahrhunderts blüht Moaña jedoch auf. Heute kann man kilometerlang am Wasser entlang laufen, Kinder finden große Spielplätze und Kletterskulpturen, Erwachsene eine Reihe günstiger Restaurants mit hervorragender Küche. Direkt im Ort befinden sich zwei gepflegte, kinderfreundliche Badestrände.

Es ist ein Genuss, in einem Ort zu Gast zu sein, der Ortsfremde sehr freundlich begrüßt, dabei aber immer seinen alltäglichen, unaufgeregten Rhythmus lebt.

Allgegenwärtig ist das Meer, wie die Fotos zeigen.

In der Fraga

Fraga ist die galicische Bezeichnung für einen der traditionellen atlantischen Misch-Laubwälder. Bedingt durch die massive Aufforstung des iberischen Nordwestens mit Eukalyptusbäumen zur Zellulose-Produktion seit Beginn des 20. Jahrhunderts gibt es heute nur noch wenige dieser Wälder.

Auf Morrazo hat sich oberhalb von Meira eine Fraga erhalten. Im oberen Teil führt entlang des Gebirgsbaches ein kleiner Pfad durch das teils enge Tal. Immer wieder geben natürliche Bassins im Bachbett die Möglichkeit für ein erfrischendes Bad.

Im Hochsommer ist ein Nachmittag in der Fraga und eine Dusche unter dem kleinen Wasserfall für uns Pflichtprogramm.

Wildpferde im Morgengrauen

Von der Casa das Señoritas sind es 20 Minuten im Auto auf den höchsten Berg der Halbinsel Morrazo, den Monte de Faro Domaio. Im vergangenen Sommer lud ich meine Töchter ein, von dort aus mit mir den Sonnenaufgang zu beobachten.

Wie spektakulär, der Blick auf die Ría de Vigo, die Farben der größten Stadt Galiciens, klar gewaschen im ersten Morgenlicht. Davor das Blau des Wassers und darin wie kleine Tupfer die Bateas, an denen die vielleicht besten Miesmuscheln der Welt heranwachsen.

Die Kinder hatten eine Freundin mit eingeladen und aus dem morgendlichen Ausflug ein Picknick-Event gemacht. Und während wir Brot und Kaffee genossen, erklang in der Ferne eine Glocke, kurz darauf ein Wiehern und eine Herde galicischer Wildpferde zog, gemütlich grasend direkt an uns vorbei.

Galicische Magie im Alltag.

Pindo